Studienergebnisse #01: Krisenkinder – eine Phase des Erwachsenwerdens?

Hohe Jugendarbeitslosigkeit kann sich ein Land mit alternder Bevölkerung auf Dauer nicht leisten. Beziehen sich Diskussionen um die Generation Praktikum nur auf eine schwierige Phase einiger weniger, oder handelt es sich um ein bedeutendes gesellschaftliches Problem?

JD-Ergebnisse "Beschäftigungssituation nach Alter" © Simon Schnetzer, 2011
JD-Ergebnisse "Beschäftigungssituation nach Alter" © Simon Schnetzer, 2011

Vor nun fast zwei Jahren schrieb der Spiegel* über gut ausgebildete und chancenlose junge Menschen in Deutschland. Die Zukunftsängste und Berufseinstiegsprobleme von Anna K. und Sven W. kannte ich zahlreich aus meinem Bekanntenkreis. Aber wie viele sind tatsächlich davon betroffen? Und sind es temporäre Probleme junger Menschen im Übergang ins Erwerbsleben? Oder befinden wir uns in einer Situation, die so zahlreich und gravierend die Perspektiven junger Menschen beeinträchtigen, dass darunter das Sozialsystem und der gesellschaftliche Zusammenhalt leiden?

Diese Fragen beschäftigten mich, als ich mich aufmachte um junge Menschen in ganz Deutschland über ihre Lebenssituation zu befragen. Nun stelle ich die Ergebnisse zur Diskussion:

Es ist wenig verwunderlich, dass mit zunehmendem Alter der Anteil der in Ausbildung befindlichen bei Ü30-jährigen bis auf 4% abnimmt. Arbeitslosigkeit hat bei den 26-29-jährigen ein vorübergehendes Hoch, fällt dann aber auf 5%. Von den Ü30-jährigen ist die Hälfte in einem unbefristeten Berufsverhältnis und 16% bzw. 4% in einem befristeten Beschäftigungsverhältnis von 1-2 Jahren bzw. kleiner 12 Monate. Junge Unternehmer gibt es wenige, aber freiberuflich tätige sind zahlreich und steigen auf 16% unter Ü30ern. Ein regelmäßiges Einkommen allein ist kein Schutz vor Prekariat, daher werde ich in der Nächsten Untersuchung beobachten, in welchem Verhältnis Lebenszufriedenheit und die finanzielle Situation zur Beschäftigungssituation steht.

Dies ist der erste Beitrag, in dem ich die Ergebnisse der von mir im Herbst 2010 durchgeführten Jugendstudie über 18-34-jährige in Deutschland zur Diskussion stelle. In einer Publikation werden die Ergebnisse zusammen mit euren Kommentaren und Geschichten von der Reise aufbereitet.

Was ist deine Meinung?

* Der Spiegel: Spezcial Nr. 1/2009

junge Menschen in Deutschland

BEGEGNUNGEN

Jacob, 33 aus Nigeria traf ich am Bahnhof in Augsburg: „Ich habe in meiner Heimat Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeite nun hier in einer Putzkolonne. Du fragst mich warum ich so glücklich bin? Man, ich habe eine Familie, lebe in Sicherheit und bekomme jeden Monat zuverlässig mein Gehalt bezahlt!“

Sonja, 25J, aus Malchow/MVP wartete gerade auf ein Rezept beim Arzt als wir ins Gespräch kamen: „Es ist schon schade wie wenig junge Menschen hier heute leben, aber ich will nicht weg. Als Großhandelskauffrau habe ich keine Arbeit gefunden, drum mache ich noch eine Ausbildung bei einer Apotheke – im Gesundheitsbereich ist es viel leichter Arbeit zu finden.“

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