Die Studienveröffentlichung „junge Deutsche 2015“ – Ein Interview mit dem Soziologen Benedikt Brandl

An der aktuellen Erhebung von www.jungedeutsche.de haben über 5.000 Jugendliche und junge Erwachsene aus allen Regionen Deutschlands teilgenommen. Im Dezember diesen Jahres wird die neue Studie „junge Deutsche 2015“ veröffentlicht. Die Federführung der Auswertung und Publikation liegt bei DATAJOCKEY, dem Institut für Jugendforschung und Jugendbeteiligung unter der Leitung von Simon Schnetzer (Gründer des Projekts „junge Deutsche“). Seit September verstärkt der Bamberger Soziologe Benedikt Brandl das Team zur Veröffentlichung der Studie, den wir an dieser Stelle, in Form eines Interviews, vorstellen wollen.

Simon: Hallo Ben, du bist Soziologe von der Uni Bamberg und hast schon an spannenden Themen geforscht. Wie bist du eigentlich zur Soziologie gekommen und was reizt dich am „Forschen“?

Junge Deutsche 2015 - Redaktionssitzung für die Studienveröffentlichung - Simon Schnetzer & Benedikt Brandl
Junge Deutsche 2015 – Redaktionssitzung für die Studienveröffentlichung – Simon Schnetzer & Benedikt Brandl

 

Ben: Hallo Simon. Die Frage wie ich zur Soziologie gekommen bin ist etwas komplexer. Ich habe nach meinem Abitur zunächst Zivildienst in München gemacht und wollte zwar danach studieren, wusste aber nicht genau was. Im großen und ganzen wusste ich, dass ich gerne etwas mit Menschen studieren wollte. Medizin, Psychologie, Pädagogik hatte ich mir überlegt, war aber nicht vollständig überzeugt. Eine Freundin von mir meinte dann, ich solle doch Soziologie studieren, da hier die „coolsten“ Studierenden anzutreffen seien. Nachdem ich mir dann, damals noch in München, einige Vorlesungen in Soziologie angehört hatte, war mir klar, dass Soziologie das Studium ist, was ich machen möchte. Soziologie bietet einem die Möglichkeit auf wissenschaftlich sehr hohem Niveau gesellschaftliche Zusammenhänge zu analysieren, und auf kreative Art und Weise („um die Ecke denken“) Denkprozesse anzustoßen und weiterzuentwickeln. Am Forschen reizt mich, dass es ein elementarer Bestandteil der Soziologie ist, und einem damit die Möglichkeit gegeben wird, gesellschaftliche Veränderungen tiefer zu erfassen, als dies durch den reinen Austausch am „Stammtisch“ möglich wäre.

Über partizipative Aktionsforschung

Simon: Für das Projekt „junge Deutsche“ arbeiten wir von Datajockey mit der partizipativen Aktionsforschung. Wie bewertest du die Chancen dieser Forschungsmethode gegenüber anderer Methoden in der Jugendforschung?

Ben: Ich habe in meinem Studium verschiedene Arten der Forschung kennengelernt und auch selbst bereits bei Forschungsprojekten mitgearbeitet. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass der Zweck bestimmter Forschungsarten darin besteht eine Inselwissenschaft zu erschaffen, da vieles nur von Soziologen selbst verstanden werden kann (und nicht einmal das ist immer gegeben). Diese Sachlage hat für mich schon immer einen Widerspruch dargestellt, da es mir nicht einleuchtet, warum man einerseits eine bestimmte Zielgruppe untersuchen sollte, diese dann aber nicht in der Lage sein darf, die Forschungsergebnisse zu verstehen und bestenfalls sogar kritisch zu hinterfragen. Die Partizipative Aktionsforschung bietet eine Möglichkeit, die Forschungsergebnisse nicht nur Zielgruppengerecht zu präsentieren, sondern die Zielgruppe auch aktiv in die Ergebnisse mit einzubeziehen. Diesen Ansatz finde ich genial, da hier nicht nur der Forscher viel Spaß am Forschen hat, sondern auch die Zielgruppe direkt von den Ergebnissen profitiert.

Erste Einblicke in die Studienergebnisse

Simon: Du arbeitest jetzt mit dem größten aktuellen Datensatz über die 14-34-Jährigen in Deutschland. Gibt es schon ein paar spannende Erkenntnisse, die du aus den Daten gezogen hast?

Ben: Ich habe erst kürzlich angefangen mit den Daten zu arbeiten, und gerade bin ich noch dabei mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Es sind ca. 350 Variablen, die ich gerade ordne und mir mögliche Auswertungsschritte überlege. Hierfür arbeite ich abwechselnd mit „psppire“ und „R“, da es sonst nicht möglich wäre diese enorme Menge an Daten zu organisieren. Was die Zufriedenheit der jungen Deutschen betrifft, habe ich schon festgestellt, dass hier regionale Unterschiede auftreten. Auch scheint es so, dass bestimmte Lebensereignisse einen Einfluss auf das Antwortverhalten bei anderen Fragen haben. Hier halte ich mich aber erst einmal bedeckt, da ich die zugrundeliegende Regressionsanalyse noch weiter bearbeiten möchte. Ich werde euch aber hier weiterhin auf dem laufenden halten und euch über alle meine Schritte, sowie natürlich Ergebnisse, informieren.

Arbeiten in der Gründervilla

Simon: Dann sind wir ja gespannt auf deine nächsten Beiträge. Datajockey sitzt ja neuerdings in der Gründervilla in Kempten – wie ist es denn dort zu arbeiten?

Ben: Es ist sehr angenehm hier zu arbeiten. Der „Spirit“ ist da, wie man so schön sagt. Man ist von kreativen Menschen umgeben, die alle interessiert und motiviert an ihren Projekten arbeiten. Das ist sowohl motivierend für einen selbst, wie auch um einiges angenehmer, als alleine in einem Büro zu sitzen. Aus meinem Fenster kann ich gerade das entstehen der Terrasse beobachten, wo ich auch schon sehr gespannt bin, wie sich dieses Projekt weiterentwickeln wird….

Simon: Und was machst du, wenn du nicht am Computer sitzt und Statistiken zum Leben erweckst?

Ben: [lacht] Dann versuche ich möglichst viel Zeit im freien zu verbringen. Sehr gerne verbringe ich Zeit in der Natur, versuche mein Wissen bei der Bestimmung von Pilzen weiterzuentwickeln um vlt. irgendwann mal die Pilzsachverständigenprüfung abzulegen. Sehr gerne koche ich auch, oder spiele Badminton…

Simon: Vielen Dank für das Gespräch und auf gute Zusammenarbeit.

Ben: Ich bedanke mich auch bei Dir Simon. Das Projekt junge Deutsche 2015 bietet unglaublich viel Potential und es bereitet mir jetzt zu Beginn schon sehr viel Freude mit den Daten zu arbeiten. Ich freue mich sehr über unsere Zusammenarbeit und auf die Ergebnisse!

Schreibe einen Kommentar