#04 Studienergebnisse: eine junge Sicht auf gute Arbeit

Bilder: © 2011, Simon Schnetzer | junge Deutsche

„Arbeit ist für mich Erfüllung, Sinn und hinterlässt ein positives Gefühl“. Diese Woche geht es darum, worauf es jungen Menschen bei der Arbeit ankommt und was Arbeitgeber im Wettstreit um Fachkräfte künftig beachten müssen.

Tour-Impression: "Das schönste an der Arbeit ..."
Tour-Impression: "Das schönste an der Arbeit ..." | © 2011, Simon Schnetzer | junge Deutsche

Money makes the world go round, aber es ist nicht das wichtigste Kriterium für unsere Berufswahl. Die Prioritäten haben sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, aber dass junge Menschen in Deutschland heute Selbstverwirklichung an die erste Stelle setzen, dicht gefolgt von Arbeitsatmosphäre und Work-Life-Balance, könnte man Luxus nennen. Denn es ist bezeichnend für die Moderne, dass sich Arbeit von der zwanghaften Unfreiheit um Lebensbedürfnisse zu befriedigen hin zu einem Selbstzweck der persönlichen Entfaltung entwickelt hat. Diese Einstellung ist schon bei jungen Menschen so verankert, dass sich eine Steuerung der Ausbildung von Fachkräften für bestimmte Industrien und Sektoren als schwierig erweist. Fachkräftemangel einerseits und Arbeitslosigkeit Hochqualifizierter sind Probleme, die sich mit dem Demografischen Wandel noch zuspitzen werden. Umso wichtiger wird es für Arbeitgeber werden, mit den Prioritäten junger Menschen umzugehen um die knapper werdenden Arbeitskräfte für sich zu gewinnen und zu halten.

Das Great Place to Work Institute beschäftigt sich mit Arbeitgeberattraktivität und beschreibt den perfekten Arbeitsplatz so, dass man „denen vertraut, für die man arbeitet, stolz ist auf das, was man tut, und Freude an der Zusammenarbeit mit anderen hat“. Kurzum, es geht um ein positives Gefühl, Anerkennung und Perspektive – und der Arbeitsplatz nimmt im Idealfall eine sehr wichtige gesellschaftliche Rolle ein. Der Deutsche Gewerkschaftsbund misst die Qualität der Erwerbsarbeit  in Deutschland und stellt Deutschlands Arbeitgebern für 2010 (zugegebenermaßen ein „Kriesenjahr“) ein sehr mäßiges Zeugnis aus: 52% der Arbeitnehmer waren in mittelmäßiger Arbeit, nur 15% in guter und 33% in schlechter Arbeit beschäftigt. Dabei sind es nicht notwendigerweise kostspielige Faktoren, die den Arbeitsplatz aufwerten. Aus der Perspektive junger Menschen in Deutschland sind die Prioritäten bzgl. Arbeit in den folgenden zwei Grafiken veranschaulicht.

Das wichtigste an Arbeit …

ist für die verschiedenen Altersgruppen sehr unterschiedlich. Teilnehmer an der Studie waren aufgefordert die zwei wichtigsten Kriterien bzgl. Arbeit zu nennen. Über alle beobachteten Altersgruppen hinweg sind Selbstverwirklichung, Arbeitsatmosphäre und Work-Life-Balance die drei wichtigsten Kriterien für Arbeit. Doch die Kriterien „Work-Life-Balance“ und „Eigenverantwortung“ haben für die älteren Gruppen eine wesentlich größere Bedeutung als für die jüngeren. Ein generell sehr niedriger Stellenwert wurde den Kriterien „Status“ und „Urlaubsanspruch“ beigemessen, doch es lohnt einen Blick auf die Bewertung je nach Arbeitssituation zu werfen.

#04 JD-Datenvisualisierung: gute Arbeit X Altersgruppen
#04 JD-Datenvisualisierung: gute Arbeit X Altersgruppen | © 2011, Simon Schnetzer | junge Deutsche

Was unterschiedlich Berufstätigen besonders wichtig ist

Die Spitzenreiter was die Priorität „Einkommen“ angeht sind die Multijobber und Unternehmern ist verständlicherweise die Selbstverwirklichung am wichtigsten. Das Kriterium „Urlaubsanspruch“ bekommt nur von unbefristet Beschäftigten und Freiberuflern einen nennenswerten Stellenwert zugeschrieben, was vielleicht an dem Selbstverständnis liegt, mit dem deutsche Arbeiter um die 30 Tage Urlaub genießen. Das Kriterium „Weiterbildung“ ist bei Arbeitslosen erstaunlich absent. Es ließe sich noch viel über Gemeinsamkeiten, Vergleiche und ungewöhnliche Nichtnennungen sagen, doch überlasse ich es dem Leser der Grafik weitere spannende Geschichten zu entnehmen.

#04 JD-Datenvisualisierung: gute Arbeit X Arbeitssituation
#04 JD-Datenvisualisierung: gute Arbeit X Arbeitssituation | © 2011, Simon Schnetzer | junge Deutsche

Eigene Gedanken zum Thema? Über Kommentare oder Geschichten freue ich mich hier, im Diskussionsforum auf Facebook oder per mail an stories(at)jungedeutsche(punkt)de.

Nächste Woche geht es mit einem Blick in die Zukunft weiter – genauer gesagt damit, wie junge Menschen ihre berufliche Zukunft sehen und sich im Lebensstandard mit der Elterngeneration vergleichen.

Anmerkung der Redaktion:

Alle Daten beziehen sich auf die Auswertung Studie „junge Deutsche – eine Fahrraddoku und Umfrage über 18-34-jährige in Deutschland“.

Link zu SurveyMonkey, dem webbasierten Umfrage- und Datenanalysetool
Vielen Dank SurveyMonkey für die Unterstützung und das super Tool: www.de.surveymonkey.com

An der Studie haben in dem Zeitraum von 15.09.2010 bis 31.01.2011 insgesamt 800 junge Menschen aus allen Regionen Deutschlands teilgenommen.

Rückfragen zu den Daten oder Referentenanfragen an Simon Schnetzer: info(at)jungedeutsche(punkt)de

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